Alle toll!
Über die oftmals einseitige und glorifizierende Berichterstattung zu familienpolitischen Themen mache ich mir Sorgen.
Es ist mir ein echtes Anliegen, nicht alle Väter bei Sorgerechts- und Umgangsfragen unbesehen in den einen Topf mit der Aufschrift „Alle toll!“ zu schmeißen.
Logisch, ganz viele machen ihre Sache richtig gut.
In meinem Freundeskreis gibt es dafür genügend Beispiele, und zwar in bestehenden Beziehungen genauso wie in beendeten.
Aber es gibt auch die schwarzen Schafe!
Daher habe ich mich mit einem Leserbrief an die Redaktion von ZDF WISO gewandt:
Sehr geehrte Frau Pohlmann, sehr geehrte WISO-Redaktion,
wir hatten uns schon kurz per Twitter über den Bericht am 6. Februar „Umgangsrecht der Väter“ ausgetauscht. Aber für dieses komplexe Thema sind 140 Zeichen leider nicht ausreichend.
Ich hatte in meinem Blog-Artikel „Der Papa-Medien-Hype“ meine Enttäuschung über die einseitige Färbung des Beitrags geäußert. Sie twitterten zurück, dass es ein Folgebeitrag war, der aufgrund von vielen Zuschriften nach dem Bericht über den Unterhaltsvorschuss zustande kam.
Genau diese Genese zeigt das von mir beschriebene Problem bei der derzeitigen Berichterstattung zu familienrechtlichen Themen auf.
Einige Väter melden sich konzertiert zu Wort, und anstatt zu prüfen, ob diese Meldungen repräsentativ sind und vor allem ob sie den Tatsachen entsprechen, wird deren Sicht der Dinge in epischer Breite als reales Abbild der derzeitigen Bedingungen verallgemeinert.
Dabei wird leider übersehen, dass sich eine ganz bestimmte Gruppe von Männern in den streitbaren Vätervereinigungen zusammentun. Auch wenn es bestimmt Ausnahmen gibt, haben sie einen gemeinsamen Nenner: Sie kommen mit der Trennung, vor allem aber dem Machtverlust über die Frau nicht zurecht und versuchen dann über die Hintertür „Umgangs- und Sorgerecht“ weiterhin Macht – und oftmals auch Gewalt – auszuüben.
Diese Vereinigungen haben es in den letzten Jahren mit Parolen wie „Kinder brauchen IMMER beide Eltern“ geschafft, die Elternrechte derart zu stärken, dass die Kinder oftmals unter die Räder kommen.
Durch deren geschicktes Agieren in den Medien haben sie nämlich das Bild des allgegenwärtigen, treu sorgenden und sich in die Erziehung einbringenden Vaters installiert. Diese idealisierte Sichtweise wird nun plötzlich auf alle Männer in dem Moment, in dem sie Vater werden, angewendet.
Wir wissen alle, dass das nicht auf alle zutrifft. Es gibt auch die schwarzen Schafe.
Mit Ihrem Bericht, haben Sie den oben beschriebenen Vätervereinigungen ein Forum gegeben und Ihren Teil zu der kritiklosen Glorifizierung aller Väter beigetragen.
Daher wende ich mich mit der dringenden Bitte an Sie, auch die andere Seite der Medaille in einem Beitrag zu zeigen:
Die neuen Gesetze öffnen Männern, denen es eben nicht vorwiegend um das Wohl der Kinder, sondern nur um die Aufrechterhaltung der Machtverhältnisse nach der Trennung geht, Tür und Tor, um Frau und Kinder über Jahre hinweg zu drangsalieren.
Dieser Missstand sollte auch in den Medien erwähnt und diskutiert werden, dann würde deutlich werden, dass eine pauschale Heiligsprechung unrealistisch ist und bei familienrechtlichen Angelegenheiten genau differenziert werden muss.
Ich hoffe sehr, dass Sie sich auch dieses Themas annehmen und könnte Ihnen ausreichend Material zur Verfügung stellen.
Mit besten Grüßen
Carola Fuchs
Im Moment erlebe ich es umgekehrt, dass eine Mutter ihre Machtspielchen auf dem Rücken ihres Kindes austrägt. Sie meint, weil es ihr Sohn ist, ist es ihr Eigentum. …ich bin darüber erschüttert, da genau wegen solcher Frauen diese Männervereinigungen entstanden sind und Väter dann zu recht mehr juristische Offenheit erfahren….aber es anderen Müttern, die beide Elternteile fürs Kind erhalten wollen erschweren bzw. auch in die Schublade der Väterrerrorisierenden Mütter kommt. …und Sie prangern hier die Pauschalisierung und stereotypisches Denken an und fallen selbst oft diese Falle
LG Andrea
Ich weiß nicht, ob ich in diese Falle tappe. Sehen Sie bei meinem Beitrag ein Anzeichen dafür?
Mein Beitrag bezog sich auf einen Bericht, der suggerierte, dass Papa für Kinder grundsätzlich das Wichtigste ist, und dass Mütter den Umgang sabottieren können.
Mein Anliegen ist, dies zu relativieren, und der kritiklosen Glorifizierung ein Gegengewicht zu setzen.
Das ist alles. Nicht mehr und nicht weniger.
Zu all dem Kummer den man nach der Trennung immer noch aushalten muss kommen dann noch die Anschuldigungen der Gesellschaft an die sowieso schon total überanstrengte Mutter hinzu. Mein Ex hat mir auch vor der Trennung gedroht mich und die Kinder finanziell und sozial fertig zu machen, wenn ich es wagen würde mich zu trennen. Ein Jahr lang habe ich gekämpft um endlich den Mut zu haben mich und meine 4 Kinder vor ihn in Sicherheit zu bringen. Das war nun vor fast zweieinhalb Jahren. Seit dem müssen die Kinder und ich nun zum fünften Mal vor Gericht erscheinen. Er bekommt trotz gutem Gehalt immer wieder Verfahrenskostenerstettung. Uns wird nicht einmal der Minderstsatz an Unterhalt gezahlt, deshalb bekommen wir aufstockendes Hartz4. Ich musste die Gerichts und RA-Kosten des Gewaltschutz und Wohnungszuweisung selbst bezahlen und vieles mehr im Rahmen der Scheidung. Finanziell sind wir schon längst ruiniert, da er auch noch die Lebensversicherungen der 4 Kinder offiziell zugesprochen bekommen hat. Die Kinder und ich wrrden in den nächsten zwei Wochen nun wieder einmal wegen Umgangsrecht vor Gericht gezerrt. Trotzdem wird mir und den Kindern in unserer Umgebung kaum glauben geschenkt, da sich unsere Situation wärend so langer Zeit und dem massiven Manipulationen von Seiten meines Ex einfach unglaublich anhört. Ich fühle mich als Opfer und muss mich jeden Tag von Neuem den ungläubigen Blicken meiner Umgebung stellen. Dafür habe ich oft keine Kraft mehr. Und dann liest man immer nur von den armen Vätern, denen in breiter Gesellschaft glauben geschenkt wird, oft trotz vieler Ungereimtheiten. Und das dank vieler Medien, die niemals die Seite der Mütter interviewen. Warum werden den die betroffenen Mütter nie nach ihren Aussagen dazu befragt? Ich hoffe sehr das ändert sich für die Zukukunft.
Ich kann das aus meiner leidvollen Erfahrung mit mir aufgezwungen jahrelangen nachehelichen Verfahren vor den Familiengerichten mit allen dazugehörigen Parteien nur bestätigen.
Mein Sohn musste gegen seinen erklären Willen zum Vater. Geschwister wurden auseinander gerissen. Die Kindheit meines Sohnes und meine Gesundheit zerstört. Meine Existenz bedroht (Schulden durch die aufgezwungen Verfahren)
Sicher gibt es tolle Mütter und Väter. Aber zunehmend gibt es auch diese Männer, die oft mit Ankündigung: ” ich mach dich fertig” Kinder instrumentalisieren um weiterhin Macht über die getrennte Partnerin auszuüben.
Und leider wird Ihnen per Gesetzeslage Tür und Tor geöffnet.
Zurück bleiben traumatisierte Kinder und Mütter.
Das wird noch massive Auswirkungen in der Zukunft haben, denn diese Kinder werden ihr Leben lang leiden.
Das muss endlich aufhören!
Lisa Süss, Mutter
Liebe Carola!
Danke für diesen Beitrag! Er spricht mir aus der Seele. Mir ist dieser Tenor auch in den unterschiedlichen Medien (Print und TV) aufgefallen.
Was mir am meisten bei dem Wiso Bericht aufstößt ist, wie er zunächst
anmoderiert wird und dann die Kombination mit dem Einspieler mit den
drei Kindern. Da frage ich mich, ob die Redakteure die Kinder genötigt haben? Sollten sie sagen ihr Wunsch sei der Vater? Was würde überhaupt durch die Redakteure und Kameraleute gefragt? Es wirkt doch sehr aus dem Zusammenhang gerissen? Und hat mit dem Vater, der im Anschluss gezeigt wird, rein gar nichts zu
tun. Diesen Fall nun für “neue Väter” zu missbrauchen, finde ich auch extrem
missbräuchlich und wenig journalistisch recherchiert. Warum lassen sich die Medien bei dem Thema so leichtgläubig verführen? Und erst recht schon anstacheln von der Väterlobby?
Schlimm ist auch, dass sie in der Sendung überhaupt Kinder zeigen, dass Erwachsene vor der Kamera etwas äußern – okay! Aber Kinder!
Beste Grüße
Beatrice
Liebe Beatrice, ich halte die schleichende Vermischung der Fälle auch für sehr problematisch.
Der nich betroffene Zuschauer achtet bestimmt nicht darauf und merkt sich nur zwei Aussagen:
1) Für Kinder ist der Papa das Allerwichtigste, aber der darf sich oft nicht kümmern
2) Diejenige, die das verhindert, ist die Mutter. Und das schafft sie trotz der Gesetze, die den Vätern mehr Rechte zugesprochen haben.
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Genau, ich gewinne auch den Eindruck, dass es das ist, was damit erreicht werden soll. Mütter müssen sich ständig rechtfertigen vor Gericht aber auch durch die Medien-Meinung und das führt zum öffentlichen Mütter-Bashing! Früher waren es die Pranger heute besorgen das die Medien!
Zwar machen nicht alle Medien da mit, leider aber doch einige der großen “Meinungsmacher”!!!