Übernachtungsparty mit Hindernissen
Liebe Katja,
ich lade dich ganz herzlich zu meiner großen Geburtstags-Übernachtungs-Party ein.
Wir beginnen um 17.00 Uhr mit einer Brotzeit, gehen dann zu einer Dämmerungswanderung in den Wald und anschließend dürfen wir noch Disco machen. Mein Papa legt auf!
Gib Bescheid, ob du kommen kannst.
Deine Leni
Was gibt es für eine fast 10-jährige junge Dame Schöneres, als mit weiteren acht Mädels zu einem solchen Event eingeladen zu werden?
Dumm ist nur, dass die Party akkurat auf einen Papa-Samstag fällt. Nun muss Thomas irgendwie vermittelt bekommen, dass Katja schon um 16.00 Uhr anstatt um 18.00 nach Hause will.
„Mama, kannst du eine SMS schreiben und ihn fragen?“, versuchte sie, diese Aufgabe an mich zu delegieren.
„Nein mein Spatzi, das machst du am besten selbst mit ihm aus“, antworte ich wohlweislich.
Von etwaigen Veränderungen der Umgangstage nehme ich entschieden Abstand. Warum sollte ich mich auch noch einmischen? Immerhin hat Katja ihre Anliegen in den letzten zwei Jahren sehr gut vertreten und durfte sich das ein oder andere Mal entschuldigen.
„Dann will er wieder alles ganz genau wissen“, gibt sie zu bedenken.
„Ja, macht doch nichts“, finde ich. „Du sagst einfach wie es ist. So wie immer.“
Ich überlege kurz, ob ich in die Küche gehen und bei geschlossener Tür Bananenquark pürieren soll, damit ich über Lautsprecher nicht Zeuge dieses Telefonats werden muss. Doch Katja kommt mir mitsamt dem Telefon hinterher, so dass mir keine Wahl bleibt.
Und ich muss sagen, es läuft nicht schlecht. Thomas will tatsächlich genau die Umstände wissen, und fragt gefühlte vierzehnmal nach, ob sie da wirklich hingehen will. Doch dann willigt er ein. „Ist doch klar, dass du da hingehen darfst, Putzi-Maus.“ Ich bilde mir zwar ein, zwischen den Zeilen ein Zähneknirschen gehört zu haben. Aber da hab mich offensichtlich getäuscht, weil Katja sofort mit bester Laune in den Garten saust und Räder schlägt.
Zu meiner Überraschung pfeift zu später Stunde mein Handy und meldet mir damit eine E-Mail von Thomas:
„Hallo Carola, am Nachmittag ab 16/17.00 Uhr eine Kinderparty?? Echt cool!
Wie wär’s wenn du es in Zukunft so machst: wenn DU am Papawochenende eine Einladung hast – dann teilst DU mir das mit – schickst nicht unsere Tochter Katja vor – manipuliertest NICHT unsere Tochter – hältst sie NICHT zur Unwahrheit an und achtest einfach Katjas Vaterwochenenden in vollem Umfang.
Denn wenn DU mir die Wahrheit sagst, kann ich wesentlich leichter damit umgehen und komme mir nicht zum x-ten Male belogen vor. Vielleicht denkst du mal darüber nach.
Ich bespreche das am Samstagvormittag mit Katja und wir sagen dir dann Bescheid.“
Bei diesem Schreiben sind mir zwei Dinge nicht ganz klar: Zum einen weiß ich nicht wie er drauf kommt, dass ich eine Einladung hätte und zum anderen weiß ich wirklich nicht, ob er damit besser umgehen könnte, wenn es tatsächlich so wäre, dass Katja einen Papa-Samstag wegen MIR verkürzen würde.
Außer man findet, dass ein Antrag beim Amtsgericht auf Ordnungsgeld wegen Umgangsverweigerung “besser umgehen” ist. Dann schon.
Am Samstag kommt gegen Mittag eine SMS: „Wir bringen Katja um 16 Uhr 15 zu dir. Solche Dinge passieren wenn man (Frau) jahrelang Spielchen spielt – man glaubt nichts mehr.“
Ich seufze. Aber vor allem, weil ich mich für Katja freue.
Carola Fuchs