Enthüllungen aus der Trennungsbranche, so reißerisch nenne ich einfach meine kleine Rezension über einen Beitrag in der seit heute am Kiosk erhältlichen Ausgabe des Magazins SZ Familie.
Dort geht es um das vielschichtige und oft sehr kontrovers diskutierte Thema Familienrechtsstreitigkeiten. Daher ist es verständlich, dass man nicht so boulevardmäßig titelte wie ich, sondern sich mit der Überschrift irgendwie schwertat.
Auf dem schmalen Karton, der das Eltern- und Kindheft zusammenhält steht „LIEBE – Was Eltern, die sich im Guten trennen, richtig machen“, im Inhaltsverzeichnis heißt es „Beziehungen – Eine Familienrichterin, ein Gutachter und eine Anwältin erzählen aus dem deutschen Trennungsalltag“ und der Artikel selbst hat gar keine Überschrift in dem Sinne. Links auf dem großen Bild ist das Zitat „Ich würde davon abraten, sich scheiden zu lassen“ zu lesen und auf der ersten Seite steht anstatt eines Titels die Feststellung „Väter engagieren sich im Familienalltag stärker als je zuvor. Was das auch bedeutet: Es wird viel härter um die Kinder gestritten, wenn Beziehungen scheitern.“
Bei dieser Feststellung, reagierte ich reflexartig mit einer allergischen Histaminausschüttung. Ich kann dieses „Väter engagieren sich so viel“ nicht mehr hören, weil darauf meist eine verzerrte Wunschdarstellung von Vätern folgt, sie würden paritätisch die Kinderbetreuung übernehmen.
Das entspricht aber keineswegs der Realität, solange die Beziehung noch intakt ist, wobei Ausnahmen natürlich wie immer die Regel bestätigen.
Aber mein quasi-allergischer Schock war vollkommen unbegründet, weil die Aussage mit dem Zusatz „als je zuvor“ durchaus richtig ist und in dem Interview mit den drei Profis aus der Trennungsbranche keineswegs in das von mir befürchtete „Väter-sind-die-besseren-Mütter-Horn“ gestoßen wird.
Im Gegenteil, es wird durchaus klar, dass die Sichtweisen nach der Trennung überhaupt nicht mit denjenigen vor der Trennung vergleichbar sind und Kinder ein emotionaler Anker sind, wenn die Beziehung wegbricht.
Damit wird die wahre Motivation entlarvt, die manche Väter treibt, Umgang in einem Maß einzufordern, das am Wohl der Kinder vorbeigeht.
Die Fragen im gesamten Interview zeigen, dass sich Mareen Linnartz und Barabara Vorsamer bestimmt schon länger und sehr intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt haben und daher wissen, wo die wunden Punkte liegen.
So wird im Laufe des Interviews das ganze Elend sichtbar, das sich angesichts der steigenden Sorgerechtsfälle in den Familiengerichten auftun kann:
- Richtern fehlt die psychologische Ausbildung was ein manipulierter und was ein tatsächlicher Kindeswille ist.
- Es wird klar, wie groß der persönliche Ermessensspielraum derjenigen ist, die über die Familien entscheiden und dass es daher einem Glücksspiel gleichkommt, in passende Hände zu geraten.
Das sind jedoch nur zwei von vielen Punkten, die ich herausgegriffen habe. Es lohnt sich wirklich, an den Kiosk oder in die Bücherei zu gehen, weil der ganze Beitrag sehr gehaltvoll ist und dazu beitragen kann, die Dynamik bei eigenen Streitigkeiten oder sogar Verfahren besser zu durchschauen.
Ganz herzlichen Dank an die beiden Autorinnen dafür, dass sie sich des vielschichtigen Themas angenommen haben und auch wie tiefschürfend sie das getan haben.
Sie mögen mir meinen reißerischen Titel für diese kleine Rezension verzeihen.
Ach ja, eins noch. Ich bin auch sehr dankbar dafür, dass mit dem Vorurteil aufgeräumt wird, Frauen würden es nur auf das Geld des Ex-Partners abgesehen haben und ihn bis zum Sanktnimmerleinstag melken wollen.
Carola Fuchs
Hätte die engagierte und empathische Richterin aus dem Interview unsere Famliensache verhandelt, wäre mir bestimmt einiges erspart geblieben.
Aber mein Richter Dr. Möllrath konnte sich nicht mal vorstellen, dass ein vierjähriges Kind Angst hat, wenn es alleine in einem fremden Haus im Dachgeschoss schlafen muss. Ich war daher eine “Mama zwischen Sorge und Recht“.