Alleinerziehend? Wenn’s nur das wäre!
Niemand trennt sich aus einer Laune heraus, oder wird freiwillig verlassen. Jeder sitzt erstmal vor seinem Scherbenhaufen der gescheiterten Familie, ist traurig, vielleicht sogar zutiefst verletzt und gedemütigt.
Um sich hier wieder aufzurappeln, bedarf es einer gewissen inneren Haltung und der Fähigkeit, sich Unterstützung zu holen. Ist man mit Beidem nicht von Geburt an gesegnet, kann das Praxishandbuch „Stark und Alleinerziehend“ eine große Hilfe sein, um sich schneller und nachhaltiger aufzurappeln.
Schlimm, schlimmer, Umgangsbeschluss
Doch in unseren modernen Zeiten kommt bei vielen zum Unglück auch noch das Pech hinzu: Der Umgang mit den Kindern muss geregelt werden und das geschieht leider immer häufiger in einem zermürbenden Gerichtsmarathon. Dabei werden nicht selten absurde Beschlüsse gefasst, bei welchen das Kindeswohl anscheinend nicht die oberste Priorität hatte – zumindest fühlt es für viele Alleinerziehende so an.
Als ich mich selbst bei diesem Gerichtsmarathon wund lief, mich den Verfahrensbeteiligten ohnmächtig ausgeliefert sah und Tag und Nacht um das Wohlergehen meiner Tochter bangte, wünschte ich mir die Zeit zurück, in der ich „nur“ alleinerziehend war.
Leidensskala?
Ich konnte gar nicht mehr nachvollziehen, warum ich wegen so einem „Kinkerlitzchen“ von 3.00 bis 5.00 Uhr morgens voller Sorgen, wie es denn nun weitergehen sollte, hin und her gewälzt habe.
Aber Leid kann man nicht in einer Skala auftragen und schon gar keine berechtigten Gemütslagen zuordnen:
Bis Stufe zwei der Leidensskala helfen Ratgeber, ab Stufe 4 sind schlaflose Nächte gerechtfertigt und ab Stufe 7 ist man ein richtig armes Schwein.
Das ist natürlich Unsinn.
Trotzdem verstehe ich nur zu gut, wenn mich Betroffene mit leicht genervtem Unterton fragen: „Was soll ich in dieser ausweglosen Situation mit einem Ratgeber anfangen? Das einzige was mir helfen würde, wäre, wenn bei Gericht wieder gesunder Menschenverstand einkehrte und ich einen Richter hätte, der sich wenigstens ein bisschen mit Kinderseelen auskennt.“
Aber ich sag dann: „Sehr viel kann er helfen.”
Die Situation ist so. Punkt.
Es spielt nämlich keine Rolle, was die genaue Ursache für das Gefühl ist, ohnmächtig zu sein und in einer ausweglosen Lage zu stecken.
Es ist egal, ob der Mann gegangen ist, oder man selbst den Schlussstrich gezogen hat, ob die Umgangssituation mit den Kindern unerträglich ist oder was auch immer. Der Boden unter den Füßen ist weg und an diesem Zustand lässt sich fürs Erste auch nichts ändern.
Ich stelle mir das „ähnlich“ vor, wie bei einer Krebsdiagnose. Es hilft nichts, mit der Situation an sich zu hadern. Man muss sich der Situation stellen und lernen mit ihr zu leben, anstatt auf das Wunder zu warten, dass sich alles in Wohlgefallen auflöst, sonst brennt man aus.
Am eigenen Schopf aus dem Sumpf
Und genau hier setzt Alexandra Widmers Buch an. „Stark und Alleinerziehend“ ist ein alltagstaugliches Praxishandbuch, das man immer wieder zur Hand nehmen und sich Schritt für Schritt aus der Ohnmacht, in ein selbstbestimmtes Leben begleiten lassen kann – auch, und besonders dann, wenn es das „Schicksal“ gerade gar nicht gut mit einem meint.
Von den Strategien, die Alexandra beschreibt, habe ich einige intuitiv richtig gemacht, auf andere haben mich meine Freundin Steffi, meine Familie und Katjas Kinderpsychologin Frau Ludwig gebracht.
Manches habe ich durch Versuch und Irrtum herausgefunden und vieles weiß ich erst nach dieser Lektüre, über die ich damals froh gewesen wäre.
Aber, die nächste ausweglos scheinende Situation kommt bestimmt, dann bin ich gewappnet.
Podcast über meine persönlichen Strategien
Wie ich mich persönlich über Wasser gehalten habe und was meine persönlichen Strategien aus der Ohnmacht waren, habe ich Alexandra Widmer vor gut einem Jahr in einem Interview erzählt.
Carola Fuchs
Wer Lust auf die ganze Geschichte hat, mitfiebern, mitleiden und mitlachen will, wird hier fündig.
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